Wenn ein Leben zu Ende ist…


Was bleibt, wenn ein Leben zu Ende ist, sind Trauer, Ohnmacht, Unverständnis, ganz viele Dinge und Erinnerungen, die der Verstorbene geliebt hat.

Was nur soll damit passieren? Das schlimmste ist, wie ich finde, dass die meisten Sachen, Bilder, Möbel, Kissen, Hobbymaterial, Tickets, Briefe, Listen usw. für die Hinterbliebenen nicht annähernd die Bedeutung haben, die sie für den geliebten Menschen hatten. Jedes Kind, jeder Partner, jedes der Geschwister hat sich ja ein eigenes Leben erschaffen mit allem, was er selbst liebt. Dazu ist auch Platz nicht im Übermaß vorhanden – wer viel davon hat, hebt viel dort auf…

Als meine Mutti im September 2015 sehr überraschend mit nur 68 Jahren starb, war an Aussortieren nicht zu denken. Sie war erst vor 16 Monaten in eine neue, kleinere Wohnung umgezogen, da ihr Mann Werner gestorben war und sie wieder in der Nähe von uns, ihrer Familie, ihren beiden Töchtern und ihrer Schwester, leben wollte.

Sie hatte sich also im Mai 2014 nicht nur von ihrem Mann, mit dem sie so gerne bald ihre Silberhochzeit gefeiert hätte, sondern auch von ganz vielen Dingen trennen müssen. Alles, was mit in die neue Stadt umgezogen war, lag ihr besonders am Herzen, war ihr Leben, ihr Hobby, ihre Erfüllung, ihre Erinnerungen – ihre Liebe.

Der Versuch, in unserer tiefen Trauer etwas davon wegzuwerfen, endete in schierer Verzweiflung: Das war doch all das, was sie war – das war doch unsere Mutti!

„Lieber eine Karte als einen Anruf!“

„Briefe liebe ich, für Briefe lebe ich.“

Heidelore Rauls

Wir ließen Möbel zurück, aber alles andere packten wir in Kisten und nahmen sie mit nach Hause zu uns. Wir waren dankbar, dass wir zwei Schwestern den Platz dafür haben und wir also diese schweren Entscheidungen aufschieben konnten.

Jetzt sind bereits 8 Jahre vergangen. Mutti fehlt uns noch immer an jedem einzelnen Tag. Aber wir haben gelernt, damit zu leben.

Einige Dinge sind in unser Leben eingezogen: Bei mir werden zum Beispiel die Weingläser mit ganz viel Gold aus der CSSR benutzt, die Likörschalen, 2 von Muttis Lieblingstassen und die gedrechselten Holzvasen haben ihren Platz in meinem Leben gefunden.

Vor 3 oder 4 Jahren habe ich ihre Briefe, von denen Mutti tatsächlich immer Kopien gemacht hatte, gesichtet und einige in eine Archivkiste gelegt. Aber ihre eigenen selbstgestalteten Fotoalben, das Album, das sie für ihren Enkel geführt hat, die Erinnerungen an ihre Reisen mit ihrem Werner in die Ukraine zu ihrer Brieffreundin Olga aus der Schulzeit, nach Madeira, nach Wien und nach Mallorca mit mir und meinem Sohn, sowie ihre jahrelang gesammelten Postkarten – das war sie, das war ihr Leben! Es tat so weh, die Fotos anzusehen und zu wissen, dass sie nie wieder einen Blick darauf werfen kann.

Deshalb kam all das in einen großen roten Koffer, den ich einmal in Tunesien erhandelt hatte, weil er mir so gut gefiel, obwohl ich ihn nie benutzte, da er so unglaublich schwer und unpraktisch ist! Nun bewahrte er alles auf, bis ich jetzt, im Jahr 2023 die Kraft fand, mich darum zu kümmern, es zu sichten und zu sortieren.

Damit ich das Projekt nicht aus dem Augen verliere, ist es Punkt 4 meiner To-Want-Liste, Muttis LebensBuch fertig zu stellen.

Zu Muttis 60. Geburtstag schenkte ich ihr den Anfang davon: ein Creative-Memories-Album. Es enthält alte Fotos, die ich von ihrem eigenen alten Fotoalbum und das ihrer Schwester abfotografiert hatte, mit Grüßen von Ihrer Schwester und natürlich ihrer kleinen Tochter Ina und Seiten, die ihren beiden Enkelkinder selbst gestaltet hatten.

Im Jahr 2007 war ich Beraterin bei der amerikanischen Direktvertriebs-Firma Creative Memories und habe so viele Menschen von der besten Art der Bewahrung von Erinnerungen erzählt und sie angeleitet, eigene Fotoalben zu gestalten. Wir bekamen regelmäßig Schulungen über die wichtigsten Grundlagen der Herstellung von Familienalben und die wichtigen Skills der besten Alben, die es auf dem Weltmarkt bis heute gibt.
Ich liebte damals das regelmäßige „scappen“ – ein deutsches Verb, abgeleitet vom englischen Wort „scrapbooking“ .

Wir gestalten Scrapbooks – also Schnipselbücher! Es gibt leider kein Verb in der deutschen Sprache. Also wurde es „scrappen“ genannt, ähnlich wie heute das „bloggen“.

In meinem Blog könnt ihr dabei sein, wie ich ein Lebensbuch herstelle, das erweiterbar ist (falls ich später noch etwas besonderes finde), das wichtige Erinnerungen enthält, das ich gerne zeige und vor allem, das die Erinnerung an meine liebe Mutti für immer in kompakter Art bewahrt.

Immer, wenn wir von dir erzählen, fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen. Unsere Herzen halten dich fest umfangen, so, als wärst du nie gegangen.

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Möchtest du dabei sein, wie das Lebensalbum meiner Mutti fertig gestellt wird?

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